Arbeiten

Mit den Gestaltungsmitteln Material, Form, Farbe und Raum zeigt Johannes Trittien eine dem Leben zuzuordnende Systematik und macht sie sinnlich erlebbar.

Immer wieder greift er in seinen Arbeiten Themen auf, die Vorgänge und Prozesse sehr substantieller Art zeigen.


In neueren Arbeiten, die den Begriff Fraktur veranschaulichen, werden diese Prozesse kompromisslos erfahrbar.

Äußere Einflüsse zerstören die Ganzheit einer Form. Der alte Zustand verändert sich, Bruchstellen entstehen - eine erneute Verbindung der Teilstücke fügt zusammen, was getrennt wurde, ähnlich einem Heilungsprozess. Es entsteht etwas Anderes als das Vertraute.


In den aktuellen großformatigen Papierarbeiten werden ebenfalls Spuren großer Krafteinwirkung erkennbar.

Ein „Schlagbaum“ aus Stahl extra für den Schaffensprozess entwickelt, der aus großer Höhe auf das Papier stürzt hinterlässt sensible Spuren und zugleich Zerstörung.

Sanft gewellte Ränder des Papiers strahlen eine große Leichtigkeit aus - sind aber ebenso das Ergebnis des Prozesses wie der Riss im Papier.

Hinter Glas gerahmt, gibt der Bildhauer dem Papier Raum für die neu gewonnene Körperlichkeit.


Durch die Auswahl der Materialien Stahl, Beton, Wachs, Papier wird spürbar, wie wenig es Johannes Trittien um die Art von Ästhetik geht, die Schönheit und Harmonie im gängigen Sinn anspricht. Material ist vor allem Mittel zum Zweck. Ästhetik entwickelt sich für ihn im Erkennen des von ihm initiierten Prozesses. Dadurch entsteht Nähe zum Objekt und damit Vertrautheit.


Dieser künstlerische Ansatz deutet auf eine Lebenshaltung hin, die Erkenntnisprozesse auf verschiedenen Ebenen als wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des Individuums und die Gestaltung einer humanen Welt begreift.



Doris Kaiser

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WEISS


I/IX/17, 2017

2000X430X20mm

150 Schichten Latexfarbe gerollt und poliert

STAHL/LATEXFARBE

© 2018 Johannes Trittien